Brexit: Gefühle der rationale Gedanken

Was können Unternehmen vom Brexit lernen?

Der Brexit ist eine ernstzunehmende Entscheidung. Wodurch wird die Diskussion bestimmt, durch Gefühle oder durch rationale Gedanken? Welche Rolle spielt dabei Vertrauen und wie kommt es zustande. Und lässt sich das, was wir auf nationaler Ebene erleben auf Unternehmen übertragen?

Das was derzeit in Großbritannien politisch geschieht, ist eine interessante Lehrstunde für Unternehmer.

Eine wesentliche Ursache für den Brexit, oder besser gesagt für das Ergebnis des Referendums, ist ein hohes Maß an Unzufriedenheit bei vielen Bürgern des Vereinigten Königreichs. Diese Unzufriedenheit beschränkt sich zudem nicht nur auf die Wähler für den Austritt , sondern auch auf viele die für den Verbleib in der EU gestimmt haben.

Gefühle sind stärker als rationale Gedanken

Gefühle sind stärker als rationale Gedanken. Sie bestimmen sogar unsere Gedanken und in der Folge auch unser Handeln. Lassen Sie uns deshalb einen Moment genauer hinschauen, woher dieses Gefühl der Unzufriedenheit rührt.

Das Grundübel scheint mangelndes Vertrauen zu sein. Nationalstaatliches,  egoistisches Verhalten, die fehlende Transparenz über Entscheidungsprozesse, sowie das Gefühl als Region und auch als Nation fremdbestimmt zu sein, sind der Nährboden für das fehlende Vertrauen.

Gibt es für die EU eine Vision die wir miteinander teilen?

Zur Gründungszeit gab es sie, doch wurde die Vision im Lauf der Zeit nicht weiter gelebt. Heute ist sie durch einen pragmatischen Managementstil der Politik in Vergessenheit geraten.

Selbst größte EU Befürworter wissen oft nicht mehr warum sie sich für dieses Europa engagieren sollen. Daher liegen so viele Potenziale brach.

Wie sieht’s bei Unternehmen aus?

Jährliche Untersuchungen der Arbeitszufriedenheit in deutschen Unternehmen ergeben ein sehr ähnliches Bild wie wir es derzeit in der Politik erleben. Viele Menschen wissen nicht warum sie jeden Morgen mit Freude zur Arbeit gehen sollten. Sie erleben Ungerechtigkeiten in Form von Bereicherung, Unsicherheiten durch die Art der Arbeitsverträge, fehlende Transparenz, Bevormundung und wenig Möglichkeiten, sich gleichberechtigt im Unternehmen einbringen zu können.

Kurz gesagt, es mangelt an einer gemeinsamen Vision, an gegenseitigem Vertrauen und an der Möglichkeit durch gegenseitige Unterstützung wachsen zu können.

All das ist Ausdruck einer negativen Unternehmenskultur, die Rahmenbedingungen schafft, die vollkommen an den Bedürfnissen der Beteiligten vorbeigehen.

Prof. Gerald Hüther, einer der führenden Neurobiologen Deutschlands betont immer wieder, dass jeder Mensch bereits vor der Geburt und zu Beginn seines Lebens zwei prägende Erfahrungen macht. Zum Einen die Erfahrung, dass jemand für uns da ist und wir diesem Menschen bedingungslos vertrauen können und zum Anderen die Erfahrung von Unterstützung wodurch wir wachsen und uns entwickeln können.

Ein Zuwiderhandeln gegen diese essentiellen menschliche Erfahrungen in Unternehmen hat ähnliche Konsequenzen wie in der Politik. Menschen machen Dienst nach Vorschrift oder haben innerlich bereits gekündigt. Generell nimmt die Bereitschaft das Unternehmen zu wechseln stark zu.

Für den Einzelnen bedeutet das, er kann sich nicht entfalten und verliert zusehends die Freude an der Arbeit. Für Unternehmen heißt das, Potenziale kommen nicht zur Entfaltung. Eine hohe Fluktuation impliziert einen Mangel an Kontinuität und senkt die Produktivität, wodurch die eigenen Leistungen und Produkte sich nicht annähernd in dem Maße verbessern lassen wie es eigentlich möglich wäre.

Wie könnte es in Unternehmen statt dessen aussehen?

Zunächst benötigen Unternehmen eine Vorstellung „Warum“ sie existieren (ihre Vision) und für welche Werte sie in dieser Welt stehen. Wenn das authentisch gelebt wird, weiß jeder im Unternehmen wofür es sich lohnt jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen.

Als nächstes ist es wichtig eine herzliche Unternehmenskultur zu schaffen, in der man einander vollkommen vertraut. Vertrauensvolle Beziehungen zu Mitarbeitern und zu Kunden aufzubauen braucht Zeit, lohnt sich aber außerordentlich. Das Unternehmen schafft Rahmenbedingungen, in denen jeder Mitarbeiter seine Fähigkeiten optimal einbringen kann, er erfährt Wertschätzung, sein Selbstwertgefühl wächst und er entfaltet immer mehr sein Potenzial.

Auch Prof. Götz Werner, der Gründer der dm-Märkte, sieht Unternehmen in der Funktion eine „Spielwiese“ für persönliche Entwicklung zu sein, und somit die Grundlage schaffen, dass diese Unternehmen natürlich, gesund und nachhaltig wachsen können. Dabei wird Gefühlen eine besondere Bedeutung beigemessen, denn sie sind ein wichtiger und ausdrucksstarker Teil der menschlichen Persönlichkeit.

Wenn wir wirklich etwas aus der Entwicklung in Großbritannien mitnehmen können, dann die Erkenntnis, dass Menschen immer dann große Dinge erreichen wenn sie zusammenstehen und für eine gemeinsame Vision leben und arbeiten. Dazu gehört, dass wir uns bemühen, unser Herz zu öffnen und alle menschlichen Beziehungen stets auf Vertrauen bauen.

Transparenz zu schaffen ist eine Grundvoraussetzung wenn wir möchten, dass Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln können. Der ungemein erfolgreiche und inspirierende Unternehmer Ricardo Semler hat einmal gesagt, „Wer möchte dass Mitarbeiter sich wie Erwachsene verhalten, der muss sie auch wie Erwachsene behandeln“.

Nutzen wir die Chance die uns die aktuelle Situation bietet und bauen wir gemeinsam die Unternehmen der Zukunft auf.

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